26 April 2006

Geisteshaltung - Faustrecht

Es gilt das Recht des Stärkeren

Yousef Ibrahim, ein modern wirkender Muslim, Professor an einer technischen Universität in Australien, macht sich Gedanken zu muslimischen Forderungen und fragt (1):

Bei uns [in islamischen Ländern] sollen Ausländer unsere Traditionen respektieren.... Können Muslime in Europa oder China darauf bestehen, dass dort für sie die Gesetze der Shari´a gelten?
Eine Frage, die sich jeder von uns auch schon so gestellt hat. Eine vernünftige Frage.
Wenn Ausländer als Touristen in islamische Länder kommen oder weil sie dort arbeiten und leben wollen, dann bestehen wir darauf, dass sie unsere islamischen und arabischen Traditionen respektieren. Auch von ausländischen Arbeitnehmern, die in unseren Ländern leben, erwarten wir, dass sie die Gebräuche unserer Religion respektieren.
Man arbeitet dort, weil man einen Flughafen baut, oder eine Fabrik, und dann geht man wieder. Da kann man ja nicht erwarten, dass die unseretwegen die Gesetze anpassen. Ihre Religion schon gar nicht. Man ist ja Ausländer, und man ist gewissermassen Gast im fremden Land.

Und dann bringt der Herr seine Begründung, warum sich der Ausländer in diesen islamischen Ländern an diese Gebräuche halten soll:
Solange die Muslime die Mehrheit stellen, haben sie das Recht, der Gesellschaft die islamischen Werte aufzuerlegen.
Hoppla. Die islamischen Werte auferlegen? Muss ich mich beschneiden lassen, wenn ich in die Ferien gehe?
Problematisch wird es allerdings, wenn Muslime nicht die Mehrheit stellen, so wie in Amerika, Europa, Australien oder einigen asiatischen Ländern.
Also gut, er diskutiert das ja nur, und er scheint eine Einschränkung zu diskutieren, das sieht man, wenn man weiterliest:
Können muslimische Migranten dort darauf bestehen, dass die Gesetze der Shari'a für sie selbst ...
Bitte, das wollen sie doch laufend, nicht immer erfolgreich, aber bei uns ist es ja so, dass die Dominanz einer Mehrheitsmeinung Unbehagen bewirkt und darum ein Interessensausgleich angestrebt wird. Tue keinem, was du nicht wünschst, das man es dir tue, so geht doch die Goldene Regel.
... und andere gelten?
Für andere auch noch? Das ginge doch ein bisschen zu weit, nicht? Das findet er scheinbar auch, am Ende seines Artikels, und er schreibt:
Muslime, die im Ausland leben, können nicht erwarten, dass sie [den Gesellschaften dort] ihre Werte aufzwingen können - genau wie wir es den unter uns lebenden Christen nicht erlauben, uns ihre Werte aufzuerlegen.
Tönt fast vernünftig. Aber wiederholen wir doch sein Argument:
Solange die Muslime die Mehrheit stellen, haben sie das Recht, der Gesellschaft die islamischen Werte aufzuerlegen.
Die Mehrheit bestimmt, heisst das. Die Stärke entscheidet. Wer stärker ist, darf dem anderen seinen Willen aufzwingen. Wenn die Muslime in der Mehrheit sind, können sie den anderen ihren Willen aufzwingen. Alle müssen sich an die Scharia halten.

Das Recht des Stärkeren gilt absolut in der Geisteshaltung der Muslime.

Keine Diskussion, kein Austausch von Argumenten, keine Anerkennung des Gegenübers, keine Ausmarchung, kein Kompromiss, kein Abwägen und keine Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse von Minderheiten, keine Orientierung an Vernunft und Ethik, wie es unter zivilisierten Menschen üblich ist. Denn in der Zivilisation wird die Macht des Stärkeren durch die Orientierung an der Verantwortung für den Schwächeren gemessen.

Doch wenn sie erst einmal hier die Mehrheit stellen, so träumen sie, dann zwingen sie uns ihren Willen auch hier auf.

Sie verwechseln Demokratie und die rücksichtslose Macht des Stärkeren.



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(1) Der Text ist einsehbar auf PI und MEMRI

Wir halten uns ans Gesetz: klickmich

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