07 August 2006

Faule Ausreden

Nach dem Karikaturenstreit haben wir nun einen neuen Bilderstreit, Reutersgate genannt.

Reuters vertrieb Bilder vom Libanonkrieg 2006, auf denen mehr zu sehen war, als in Wirklichkeit vor der Linse stand. Einmal waren es mehr Rauchwolken, ein andermal mehr Geschosse.

Reuters gab erst zu, dass die Bilder nicht dem Original entsprachen, als die Blogosphäre nachprüfbare Beweise lieferte. Der Photograph, Adnan Hajj, hatte Bildbearbeitungs-Software benutzt, um die Wirklichkeit aufzupeppen. Und wie tönt die Begründung von Reuters?

„Der Photograph wollte das Bild nicht absichtlich manipulieren, er wollte nur Staubflecken wegretouschieren, und er machte Fehler wegen schlechter Lichtbedingungen, unter welchen er arbeiten musste.“ (1)
Jööö. Schlechte Lichtbedingungen, am Bildschirm. Wie niedlich: Das ist die Sorte fauler Ausreden, die wir nicht einmal unserer vierjährigen Tochter durchgehen lassen.

Kann ich das als nebeldeutsch bezeichnen? Die Ausrede ist einfach zu durchsichtig.

Aber in diesen Kreisen üblich. Darum kommt es auch in unsere Sammlung.


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(1) “The photographer has denied deliberately attempting to manipulate the image, saying that he was trying to remove dust marks and that he made mistakes due to the bad lighting conditions he was working under,” said Moira Whittle, the head of public relations for Reuters.“
Besprochen zum Beispiel hier und hier und bei Wikipedia gegen Ende des Artikels
(Ich linke nicht Reuters, weil dort zur Zeit jeden Tag etwas anderes erscheint.)

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