17 August 2006

Beweis

Goethe war Muslim. Logisch.

Ein islamischer Gelehrter namens Schaikh 'Abdulqadir Al-Murabit bewies 1995, dass Goethe Muslim war. Das hat er in einer Fatwa festgehalten, und hoffentlich freuts den alten Johann.

Zuerst trug der Scheich das Beweismaterial zusammen. Zum Beispiel sagte Goethe

«Es ist gar viel Dummes in den Satzungen der Kirche.» (Eckermann, 11.3.1832)
Das tönt schon verdächtig. Wirklich.
Weiter zitiert der Herr Gelehrte fleissig aus dem West-östlichen Diwan. Zum Beispiel so:
«Ob der Koran von Ewigkeit sei?
Darnach frag' ich nicht ! ...
Daß er das Buch der Bücher sei
Glaub' ich aus Mosleminen-Pflicht»
(WA I, 6, 203)
Mosleminen-Pflicht? Redet eine Figur oder Goethe? Naja, vielleicht hatte Goethe einen Transvestitenschub.

Und so geht’s weiter. Der gute Goethe studierte Arabisch, las den Koran, fand den grossartig, lobte die Genialität Mohammeds und brachte diesen mit Spinoza in Verbindung (nein, Spinoza, bleib liegen, das ist nicht so wichtig), setzte sich auch einmal in einen mohammedanischen Allah-Dienst, und kürzte in seiner Übersetzung den Mahomet von Voltaire so, dass der Text in das beschönigende Gegenteil verkehrt wurde.

Mag sein, dass Goethe auch noch Muslim war. Dem ist alles zuzutrauen.

Der Beweis davon ist aber rührend:
"Urteil

Nach Prüfung des obenstehenden Beweismaterials [..] ist es möglich, zu einem klaren Beschluß ohne Zweideutigkeit und Zweifel zu gelangen. [..]
Ohne in Salat (Gebet), Zakat (Armensteuer), Sawm (Fasten) und Hadsch (Pilgerreise nach Mekka) eingewiesen worden zu sein, nahm er nichtsdestotrotz die seltene Gelegenheit war, an einem Dschumm'a-Gebet teilzunehmen. In alledem wird klar, daß er den Islam als seinen eigenen Din ansah."
So. Es kommt gleich nochmal:
"Aus den verschiedenen berühmten und bestätigten Hadithen in Muslim, Bukhari und den Sunnan-Sammlungen ist bekannt, daß die Bestätigung Allahs und Seines Gesandten die unzweifelhafte Tür zum Islam und der Schlüssel zum Dschannah (Paradiesgarten) ist."
Ergo, messerscharf:
"Somit kann eindeutig angenommen werden, daß Europas größter Dichter und der Ruhm der deutschen Sprache und ihres geistigen Lebens gleichzeitig auch der erste Muslim des neuzeitlichen Europa ist."
Je so.

Das war ein Beweis: „ohne Zweideutigkeit und Zweifel“ „kann eindeutig angenommen werden“

So funktionieren also Beweise, auf muslimisch: "Mit absoluter Sicherheit ist es wahrscheinlich." "Mit huntertprozentiger Wahrscheinlichkeit kann man sich denken." "Letztes Jahr sah ich mal so eine Sendung im Fernsehen."

Machen wir ein paar weitere Beweise, rationellerweise in Kurzform: Goethe hat sich für die Französische Revolution interessiert - also war er ein Jakobiner. Goethe hat Iphigenie geschrieben - also war er ein Grieche. Goethe hat Faust geschrieben - darum ist er ein Teufel. Oder ein Arzt. Oder was?

Ob er sich in seinem Grab wohl freut über seinen neuen Namen? Den hat er nämlich jetzt:
"Im Lichte seiner überwältigenden Bestätigung des Propheten - möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben! - soll er bei den Muslimen von nun an bekannt sein als Muhammad Johann Wolfgang von Goethe."
sagt
Schaikh 'Abdulqadir Al-Murabit
Autorisiert vom Amir der Gemeinschaft der Muslime in Weimar, Hajj Abu Bakr Rieger
Weimar, den 19. Dezember 1995 Islamische Zeitung, Nr: 5, 1995

Ein logisches Genie von Allah‘s Gnaden.

QED

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