13 Februar 2007

Und schwupps II

Der iranische Chefunterhändler für das Atomprogramm, Ali Larijani, hat der NZZ ein Interview gewährt.

Das Interview ist ein Eldorado für jeden, der nebeldeutsche Rhetorik zu sehen wünscht. Ein Beispiel sei herausgegriffen.

In München haben einige Leute gesagt, Iran habe Raketen, die bis nach Europa reichten. Das ist ein Witz, Europa ist unser Haupthandelspartner, warum sollten wir es angreifen?

Mal zu den Fakten: Wer nach
raketen iran reichweite europa
googelt, findet genug Information zu den Raketen. Es gibt sie.

Und so lenkt Larijani davon ab: Mit „Leute sagten“ suggeriert er, dass das der Iran gar keine solchen Raketen habe, mit „Witz“ gibt er noch eins drauf, und bewirkt, dass man damit beschäftigt ist, sich zu überlegen, ob denn alle Nachrichten über die weitreichenden Raketen falsch seien, und mit „Handelspartner“ suggeriert er Freundschaft. Die Frage, „warum sollten wir angreifen“, stellt es als absurd dar, dass man „Partner“ angreift.

Und schwupps, schon sieht man die Raketen nicht mehr, die Bedrohung steht nicht mehr im Raum.

Der klassische Taschenspielertrick: Lenke dein Gegenüber ab, dann kannst du ihm in aller Ruhe die Brieftasche aus dem Sakko ziehen. Schwupps.

Und für jeden, der den Taschenspieler nicht näher an sich heranlassen will, hat er noch einen Vorwurf, der bei naiven Westlern immer wirkt:
Die Anklagen gegen uns entsprechen nicht den internationalen Regeln; niemand kann eine Bestrafung verlangen, bevor ein Verbrechen begangen wurde.

Soll der Westen warten, bis die Raketen - schwupps - aufgestellt und bestückt sind?

Nein danke, bleiben Sie mir und meinem Sakko fern, Herr Larijani.

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Das Interview in der NZZ enthält weitere klassische Sätze wie "Den Konsortiums-Vorschlag der Russen schätzen wir auch, aber wir brauchen Zeit, um diesen genauer zu studieren" (und für die Uran-Anreicherung), "Wir sagen den Nachbarn: Welchen Sinn hätte es für Iran, eine Atombombe zu haben?" (die Nachbarn kennen die Antwort), "Was aber wäre unser Nutzen, wenn es mehr Anarchie und Instabilität im Irak gäbe?" (wir kennen die Antwort) und "Ich habe den Eindruck, dass Ahmadinejad im Westen anders dargestellt wird, als er ist" (der sagt das gar nicht, was er sagt, alles bloss ein Witz).

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