28 Dezember 2006

Vorurteile gegenüber dem Islam

Ich habe ein Buch gelesen, wieder einmal. Diesmal war es ein Buch für Muslime, die in nicht-islamischen Ländern leben, um sie über das richtige Verhalten aufzuklären, und für Nicht-Muslime, um ihnen den Islam näherzubringen. Das Buch beginnt so:

Im Namen Allahs, des mitleidigen und barmherzigen.

Das Allgemeine Institut für islamische Kultur der al-Azhar-Universität (1) hat mich gebeten, an einem akademischen Projekt mitzuwirken und leichtverständliche Bücher oder Pamphlete zu schreiben, welche, wenn sie auf englisch übersetzt sind, den Islam und seine Lehren in Europa und Amerika einführen können, und damit dort lebende Muslime bilden und nicht-Muslime dem Islam näher bringen.

Gewiss hat dieses Projekt der Produktion von Büchern und Pamphleten sowohl ein hehres Ziel als auch einen weiten Rahmen. Es hätte schon vor Jahren begonnen werden sollen, da viele Muslime in Europa und Amerika sehr geringe Kenntnisse des Islam haben, und sogar das Wenige nicht sicher blieb vor Verfälschung und Verwirrung. Kürzlich schrieb ein Freund der al-Ahzar, der in einen Staat der Vereinigten Staaten von Amerika geschickt worden war: „Viele Muslime in diesem Staat führen Bars und verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Alkoholika, und wissen nicht eimal, dass dies eine grössere Sünde im Islam ist.“ Er fügt an: „Muslimische Männer heiraten christliche, jüdische und manchmal gar mushrik (2) Frauen und lassen muslimische Frauen beiseite, welche dann unverheiratet bleiben und selber für sich sorgen müssen.“

Wenn das der Zusatand der Muslime ist, was kann man dann sagen von den Nicht-Muslimen? Die Leute im Westen haben ein sehr verfälschtes und hässliches Bild des Islam, Mohammeds (möge Allahs Frieden und Segen über ihm sein) und seiner Anhänger, ein Bild, das die christlichen Missionare und die imperialistischen Mächte malen. Letztere haben alle Propagandamittel verwendet, die ihnen zur Verfügung standen, um den Islam schlechtzumachen und um Vorurteile in die Köpfe der Leute zu pflanzen, während wir auf der anderen Seite achtlos und nachlässig den Kampf gegen diese böswillige Propaganda vernachlässigten.

Es ist in der Tat höchste Zeit, ein Erziehungsprogramm zu starten, um diese Situation zu verbessern und die Leute über die Wahrheit über den Islam zu informieren und sie zum Islam einzuladen. Wir begrüssen diesen gesegneten Schritt und loben die hingebungsvollen Leute von al-Azhar. Wir bitten sie inständig, ihre Anstrengung in dieser Richtung zu verdoppeln und beten zu Allah, dass er sie segne und ihnen immer beistehe.

Das Institut für islamische Kultur gab mir die Aufgabe, zum Thema des Gesetzeskonformen (al-halal) und des Verbotenen (al-haram) im Islam zu schreiben, und verlangte, dass ich das Thema auf einfache und leichtverständliche Art präsentiere, unter Einschluss von Vergleichen mit anderen Religionen und Kulturen.

Dies ist der Anfang des Buches „The Lawful and the Prohibited in Islam“ von Yusuf al-Qaradawi (3), genaugenommen der Anfang des Vorwortes (4)

Das Buch ist sehr systematisch aufgebaut, und es ist tatsächlich sehr leicht zu lesen. Im ersten Kapitel werden die Grundsätze des islamischen Rechtes erläutert, in den weiteren Kapiteln erklärt al-Qaradawi die Regeln im Privatleben, in der Ehe und im Alltag.

Absolut wichtigster Punkt: Alle Gesetze stammen von Allah, und nur Allah kann sagen was halal ist und was haram, und im Zweifelsfall soll man davon ausgehen, dass etwas haram sei. Gesetze, die von Menschen gemacht wurden, sind abzulehnen.

In diesem aufschlussreichen Buch wird zum Beispiel erklärt, dass man nicht masturbieren darf, dass man zur Not in einer nicht-muslimischen Firma arbeiten darf, sofern das dem Islam nicht schadet, und weiter, dass man die Eltern um ihre Erlaubnis fragen muss, wenn man in den Jihad ziehen will.

Wir im Westen haben tatsächlich Vorurteile, die im Buch präzisiert werden. So haben wir zum Beispiel das Vorurteil, dass die Muslime ihre Frauen täglich prügeln, aber das wird vom Buch widerlegt: Man darf seine Frau nicht am gleichen Tag zusammenschlagen und mit ihr Sex haben (5). Ein jedes Ding hat seine Zeit.

Ein anderes Vorurteil besagt, dass ausserehelicher Sex mit Steinigung bestraft wird. Wieder falsch: Das Buch verliert kein Wort über die Art der Exekution!

Wer übrigens denkt, Muslime dürften nicht nett sein zu Nicht-Muslimen, liegt ebenfalls falsch. Im Buch wird detailliert erklärt, dass Muslime unter gewissen Umständen nett sein dürfen zu Nicht-Muslimen - wenn sie die Überlegenheit des Islams anerkennen. Allerdings ist Freundschaft mit Nicht-Muslimen verboten, und wenn ein Nicht-Muslim dem Islam nicht wohlwollend gegenübersteht, dann ist dessen Beseitigung natürlich halal.

Aber den Bart, den müssen die Muslime tatsächlich wachsen lassen. Rasieren ist haram, zumindest im Gesicht.

Abschliessend kann ich dieses Buch nur mit aller Wärme empfehlen, jedem, der am Islam interessiert ist, jedem, der sich über den Islam informieren will, und insbesondere jedem Politiker. Nach der Lektüre wird keine Frage zum Islam mehr offen sein, und die Frage, ob sich Muslime in der nicht-islamischen Umgebung integrieren können, ist definitv beantwortet: Unmöglich - denn das ist gegen den Islam.

Was hingegen halal ist, das ist die Integration des Westens in den Islam. Und das ist durchaus möglich, wenn wir nicht aufpassen.

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(1) Al-Azhar-Universität: islamische Universität in Kairo, mit hohem Ansehen in der islamischen Welt.
(die Behauptung in Wiki: „die älteste Universität der Welt“ ist natürlich falsch. Universitäten gibt es schon länger, siehe z.B. hier: klickmich
(2) Muschrik: Anhänger einer nicht-Buch-Religion
(3) „The Lawful and the Prohibited in Islam“ Yusuf al-Qaradawi
zum Beispiel hier zu kaufen: klickmich, aber auch in weiteren Ausgaben erhältlich. Offensichtlich ein Standard-Buch der Muslime. Zur Person von al-Qaradawi gibt es hier nette und hier bedenkliche Informationen.
(4) Übersetzung durch den Autor dieses Artikels
(5) In der von al-Qaradawi angeführten Hadithe sagt der Prophet "None of you must beat his wife as a slave is beaten, and then have intercourse with her at the end of the day". Mit diesem Satz googeln bringt weitere Informationen.

Es gibt eine deutsche Version des Buches, bei Amazon ist sie aber nicht erhältlich, dafür bei
dar-us-salam.und dort in der Rubrik "Recht": Erlaubtes und Verbotenes im Islam (Y.Al-Qaradawi), Verhaltensrichtlinien für den Alltag des Muslims

Hier gibt es noch die Besprechung des Buches durch einen Muslim: klickmich

Yusuf al-Qaradawi über weibliche Masturbation: klickmich

Yusuf al-Qaradawi in der NZZ: klickmich

Edit 5.6.2007: Eine Frau, die sich für Allah in die Luft sprengt, darf das ohne Kopftuch tun: klickmich. Auch muss dazu die Frau den Mann nicht fragen wie dann auch der Sohn die Eltern nicht fragen muss - eine Eskalation gegenüber dem, was Al-Qaradawi im Buch sagt)

Edit 31.10.2007:
Literatur in Moscheen: klickmich
Scharia-Unterricht in Österreich: klickmich

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