23 Juli 2006

Ehrlichkeit

Manchmal bricht das Gute im Menschen durch, und die Offenheit zeigt sich einen Moment völlig nebelfrei. Auch unter den fundamentalistischen Muslimen.
Das möchte ich meinen Lesern nicht vorenthalten.

Einen solchen Moment dokumentiert der Demonstrant nebenan. Da steht

Der Islam wird herrschen!

Ist das nicht wunderbar? Die Ehrlichkeit, meine ich.






Auch hier bricht sich die Ehrlichkeit Bahn:

Wir sind alle Hizbollah

steht da.

Die Kopftuchträgerinnen sind alle auch Hizbollah, sie wollen alle auch nur Israel vernichten, den Libanon zum Gottestaat machen, und anschliessend, wie es im ersten Plakat heisst, die Welt dominieren.
Ist doch völlig in Ordnung, nicht? Steht ja schon im Koran.
Es darf einfach nicht sein, dass sich jemand dagegen zu wehren erfrecht, beim Barte des Propheten!

(Ausschnitte aus Photos auf Jihadwatch)

03 Juli 2006

Fauler Zauber

Wenn Tariq Ramadan über Islam-konformes Banking redet (1), dann wird’s heilig. Denn er hat strenge ethische Ansichten, hehre Prinzipien und einen verklärten Blick.

Die Finanzleute zum Beispiel, die machen nach Tariq Ramadan beim Islamic Banking

„nichts anderes als das Ersetzen der klassischen Finanzsprache durch eine besondere Terminologie. Insgesamt ändern die Namen, aber man macht dasselbe.“ (2)
Fauler Zauber also. Heuchelei. Na, endlich gibt’s mal ein Muslim zu, sogar der Tariq Ramadan, dass Islamic Banking nichts ist als Heuchelei und fauler Zauber! Sag ich doch schon immer, Hundert plus fünf ist genau gleichviel wie Hundert plus fünf Prozent, die sollen doch nicht so tun.

Lehnt Ramadan das ab? Immerhin sagt er, das sei
„zu utilitaristisch, die ethische Dimension bleibt marginal“ (3)
In ihrer elitistischen Weise ziele diese Industrie vor allem auf die Vermögen der Ölmonarchien ab, während die Mittelklasse mit den muslimischen KMU Mühe hat, Bankdienstleistungen zu finden, die ihre Ethik respektierten. (Auf gut deutsch: Es ist nicht recht, dass die Mittelklasse vom faulen Zauber und der Heuchelei ausgeschlossen ist.)

Überhaupt sei es problematisch, von „islamischer Finanz“ zu reden.
„Es wäre besser, von islamischer Ethik in der Ökonomie zu sprechen.“ (4)
Wird dann alles besser? Ists dann nicht mehr utilitaristisch? Gehts womöglich gar nicht mehr um Geld? Wendet sich der Blick vom Mammon ab und endet aller Eigennutz?

Oh, lieber Leser, liebe Leserin, geehrte Gemeinde, es sei ausgesprochen: Dem Herrn Ramadan geht es zuallererst um Ethik, jawollja, und die fehlt heute: Denn der Sinn für "ausgleichende Gerechtigkeit", die "Wiederverteilung von Reichtum" (zakat im Islam), die "Bereicherung nur durch das produktive Kapital im legitimen Handel", das sind zuerst ethische Prinzipien, bevor sie islamische Prinzipien sind.

Liebe Gemeinde, lasset uns einen Moment den Blick zum Himmel wenden.

Oder auch nicht. Denn diese hehren Prinzipien haben nicht viel damit zu tun, ob Hundert plus fünf etwas anderes ergibt als Hundert plus fünf Prozent. Und sie haben nichts damit zu tun, ob Ali für sein Unternehmen einen Kredit bekommt, und zu welchen Bedingungen (Bedingungen? Verflucht sei das Wort. Reichtum muss wiederverteilt werden.)

Zuallererst, so scheint mir, Herr Ramadan, sind das wunderschöne Wörter, die bei jenen Leuten gut ankommen, die schon einen Joint geraucht haben und nun das Glas zum dritten Mal füllen, während sie über das Elend in dieser Welt elaborieren. „Ausgleichende Gerechtigkeit“, „Wiederverteilung von Reichtum“, das ist Gelaber, Herr Ramadan, aus bekannter Ecke.

Aber der Hohepriester Ramadan ist noch gar nicht fertig mit seiner Rede, und folgenden herrlichen Satz hat er auch noch für uns gesprochen, mit geübt verklärtem Blick zum Himmel:
„Diese hohen Werte existieren in allen religiösen und humanistischen Traditionen, und müssten unserer Praxis der Finanz eine neue Denkweise einhauchen.“ (5)
Mein Herz schmilzt, Herr Ramadan. Darf ich Ihnen noch einen Keks anbieten? Sitzen Sie bequem. Würden Sie mir die Güte erweisen, mit diesem Gelaber aufzuhören?

Herr Ramadan, erst haben Sie gesagt, das ganze sei fauler Zauber, dann haben sie beklagt, dass der durchschnittliche Muslim Mühe hat, von diesem faulen Zauber zu profitieren, und am Ende sagen Sie, dass der faule Zauber nicht mehr faul ist, wenn er islamisch ist - dann ist er auf einmal ethisch.

Darf ich Ihnen noch einen Keks anbieten, bevor ich Sie hinausbegleite? Und bitte, fühlen Sie sich nicht gezwungen, mir nochmals die Ehre zu erweisen. Ich habe schon jetzt grosse Mühe, nicht einfach loszuschreien ob Ihrem faulen Zauber. Ihrer Heuchelei.



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(1) Alle Zitate stammen aus einem Artikel in Le Temps vom 22.Mai 2006, Tariq Ramadan dénonce la hypocrisie de la finance islamique, von Myret Zaki
Übersetzungen durch den Blogger

(2) «ne font en réalité que remplacer le langage financier classique par une terminologie spécifique, déplore l'islamologue: en gros, on change les noms, mais on fait la même chose».

(3) «L'approche est trop utilitariste, et sa dimension éthique reste marginale.»

(4) «Il convient plutôt de parler d'éthique islamique en économie.»

(5) «Ces valeurs élevées existent dans toutes les traditions religieuses et humanistes, et devraient insuffler une pensée renouvelée dans notre pratique de la finance»

Tarik le marchand de tapis
Tariq Ramadans ungerade Wege

 

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