Islam-Prinzip
Der neue Präsident der französischen Muslimvereinigung CFCM, Mohammed Moussaoui, hat dem Figaro ein Interview gewährt. Er sagt, dass der CFCM keine theologische Kommission hat und keine Theologie für den Islam in Frankreich schaffen wird. Selber hält er (Moussaoui) sich ans Prinzip, dass
„sich jeder in seinem Privatleben seine Ess- und Kleidungsgewohnheiten bewahren kann. Auf der kollektiven Ebene gilt das französische Gesetz für alle. Wir respektieren das Gesetz zu den deutlichen Zeichen der Religion in der Schule. [Anm. d. Bloggers: Das Kopftuchverbot] Aber wir sind darauf bedacht, dass sich das Kopftuchverbot nicht auf die Universität, in die Stadthäuser und den Arbeitsplatz ausdehnt.(1), (2)“
Eigenartig. Einerseits respektiert der Verein das Kopftuchverbot, was vernünftig tönt, andererseits will er es keinesfalls ausgeweitet sehen (der französische Ausdruck, veiller à ce que & subjonctif, ist recht stark, er kann auch heissen, dass man dafür sorgt, dass etwas geschieht oder nicht geschieht). Das deutet darauf hin, dass der Verein das Gesetz zwar knurrend beachtet, das aber nur als eine vorläufige Situation ansieht.
Klar wird die Aussage, wenn wir das Wort Respekt genauer beachten: Der Respekt, den der CFCM gegenüber dem Gesetz zum Kopftuchverbot zeigt, ist ein islamischer Respekt. Und Respekt auf islamisch heisst, dass grundsätzlich der Islam gilt, ausser wenn vorübergehend jemand anders stärker ist. Respekt gegenüber einem Gesetz eines laizistischen Staates ist damit beschränkt auf die Periode, in welcher die Muslime in der Minderheit sind. Während dieser Zeit kann man das verrückteste Gesetz respektieren, sogar ein Kopftuchverbot.
Gilt aber dereinst das Prinzip „Wir sind mehr“, dann gilt die Macht der Mehrheit und dann kann man diese laizistischen Dummheiten wegräumen und den wahren Respekt durchsetzen.
Darum braucht es keine theologische Kommission und keinen besonderen französischen Islam. Dann gilt der Islam in der Reinform. Für alle.
----
(1) Figaro 24. Juni 2008, p15: „Le CFCM n‘a pas de commission théologique Nous ne créerons pas une théologie pour l‘Islam en France. Je m‘en tiendrais au principe suivant: dans sa vie privée, chacun peut conserver ses habitudes vestimentaires et alimentaires. Au niveau collectif, la loi française s‘applique pour tout le monde. Nous respectons la loi sur les signes religieux ostentatoires à l‘école. Mais nous veillons à ce que l‘interdiction du foulard ne s‘étende pas à l‘université, dans les mairies, ni sur le lieu de travail.“
(2) Kopftuchverbot in der Schule wird respektiert, an Uni, in Verwaltung und bei der Arbeit aber abgelehnt. Ist die Uni nun privat? Die Administration und der Arbeitsplatz privat? Wie sich aber zeigt, ist diese Frage völlig irrelevant für die Zukunft, welche der Verein vor Augen hat.