20 Dezember 2007

Hass

Islamkritiker produzieren Hass. Ralph Giordano, Hirsi Ali, Necla Kelek. Hass.

Diese Behauptung kann man in jedem zweiten Interview mit Islamvertretern sehen, direkt oder unterschwellig, und die Schlussforderung daraus ist natürlich, dass die Kritiker schweigen sollen. Der eine sagt es krude, wie dieser Kommentator in einem Zeit-Blog

Nicht der Islam ist das Problem sondern Leute wie Hirse Ali, Giordano, Kelek usw. die Hass in der Gesellschaft säen, ganz legal. (1)

Der andere sagt es fürnehm, wie der süsse Tariq Ramadan
Eine solche Polarisierung ist gefährlich, weil sie Feindseligkeit erzeugt. (2), (3)

Der Anwurf enthält praktischerweise, und weil der Mechanismus nie ausgedeutscht wird, gleich zwei Aspekte in einem Wort:

Erstens ist es ein Vorwurf: „Gehet in Euch!“ - Es werde Hass auf Muslime geschürt, bei den Nicht-Muslimen.

Die Nicht-Mosleme sind erzogen, zuerst den Balken im eigenen Auge zu suchen und glauben dann tatsächlich, dass Kritik am Islam Hass auf Muslime erzeuge, wo die doch schon benachteiligt und frustriert seien - und dass man einmal mehr Forderungen der Muslime auf Sonderrechte nachgeben müsse.

Zweitens ist es eine Drohung: „Wehe Euch!

Es wird auf den Hass hingewiesen, der bei den Moslemen entsteht, und der sich dann im Erschiessen von Nonnen ausdrückt, im Abfackeln von Botschaften und im Sprengen von Vorortszügen. Es wird darauf hingewiesen, dass Kritik gefährlich ist, dass man seine Horden nicht unter Kontrolle habe, dass der Kritiker selber provoziere, dass er womöglich getötet werde, und dass man darum einmal mehr Forderungen der Muslime auf Sonderrechte nachgeben müsse.

Und irgendwann kratzt man sich am Kopf. Wie steht es denn wirklich?

Wir sind erstens einmal gewohnt, Kritik zu üben, und Kritik ertragen zu müssen. Wir haben im Westen auch eine Methode entwickelt, seit Abaelard, mit Worten den Dingen auf den Grund zu gehen, die Ergebnisse einer unvoreingenommenen und ehrlichen Analyse und eines aufrichtigen Diskurses anzunehmen und daraus Konsequenzen zu ziehen, auch wenn sie unangenehm, aber eben richtig sind.
Darum wissen wir, dass wir Fehler machen und dass wir uns ihnen stellen müssen.

Wenn nun jemand kommt und sagt, ihr macht Fehler, dann gehen wir davon aus, dass er selber auch nach einer unvoreingenommenen und ehrlichen Analyse zu diesem Schluss gekommen ist. Und da irren wir in diesem Fall. Wir haben die Flüchtlinge und Wirtschaftsflüchtlinge aufgenommen, ihnen Unterkunft, Nahrung und Aubildung finanziert, und sie haben Erfolg gehabt, sofern sie nicht der Gruppe der ewig Benachteiligten angehören. Ungarn, Sikhs, Vietnamesen, Südamerikaner, sie sind alle erfolgreich.

Kratzen wir uns also nochmals am Kopf und dann stellen wir Fragen.

Wenn wir aber Leuten wie Tariq Ramadan klare Fragen stellen und sie dem Diskurs nach dem Muster von Abaelard aussetzen, dann kommt heisse Luft und Nebeldeutsch, viel schönes Nebeldeutsch - Man mache nur schon den Versuch im genannten Artikel von Ramadan Konkretes zu finden - er schwadroniert bloss allgemein und nicht konkret, also nicht diskursfähig.

Bleibt nun noch Teil zwei des Anwurfes: Dass man bei den Moslemen Hass schüre. Dass das unausweichlich sei, dass das unkontrollierbar ausbrechen werde. Und dass man dann drankomme. Eine simple, totalitäre Drohung also.

In beiden Fällen soll die Warnung vor Hass - als Vorwurf im ersten Fall oder als Drohung im zweiten Fall - also dazu führen, dass keine Kritik geübt werden kann, dass sich der Nicht-Moslem unterordnet und dass er dem Islam den Vorrang vor anderen Anschauungen gibt.

Nun, wenn die Benennung von Problemen aber Hass produziert, dann müssen wir das aushalten. Probleme gehören auf den Tisch: Wenn sie nicht benannt werden, dann werden sie nie gelöst.

Die Muslime müssen das aushalten, sie müssen Kritik offen und aufrichtig diskutieren lernen, statt sie mit Vorwurf, Drohung oder Gewalt abzuwehren. Da gibt es keinen Weg drum herum.

Wir sind keine Untertanen, sondern gleichwertige Menschen, und wir stehen dazu. Wir sind bereit, die Konsequenzen zu tragen, sollte der Hass ausbrechen.

Gerade weil sich der Hass wohl darauf richtet, dass wir alle gleichwertig sind.

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(1) Quelle: klickmich
(2) Quelle: klickmich

(3) Wenn Tariq Ramadan Hirsi Ali kritisiert, dann persönlich und nicht sachlich:
Dass eine Stimme wie die Hirsi Alis in den muslimischen Ländern nicht gehört wird, liegt nicht daran, dass sie irrelevante Frage stellte, sondern daran, dass ihre Kritik obsessiv, exzessiv und unilateral wirkt. Als wolle sie dem Westen schmeicheln - und der Westen fühlt sich geschmeichelt.

Ein bisschen als Fanatikerin hinstellen ("obsessiv"= "besessen"), ein bisschen als ehrlos und prostituiert hinstellen ("schmeicheln"). Persönlich werden statt sachlich argumentieren.

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WELT: Muslime als Sprengsatz: klickmich
RTL: Kulturbereicherung: klickmich

1 Kommentar:

monsignore hat gesagt…

Ein sehr guter Artikel. Kurz und bündig und bringt klar auf den Punkt um was es geht.

 

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